Wenn ein Blumentopf zur Toilette wird
- Luana
- vor 12 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
Es gibt Situationen in der Pflege, die einen im ersten Moment überraschen, vielleicht sogar sprachlos machen – und genau solche prägen den Alltag mit Menschen, die mit einer Demenz leben. Eine Situation hat sich besonders in mein Gedächtnis eingebrannt, nicht weil sie unangenehm war, sondern weil sie mir erneut gezeigt hat, wie wichtig Verständnis, Ruhe und ein Blick hinter das Verhalten sind.
Ich erinnere mich an einen Nachmittag in dem Wohnbereich eines Pflegeheims. Es war eigentlich ruhig, viele Bewohner hielten Mittagsruhe oder saßen im Aufenthaltsraum. Als ich ein Zimmer betrat, sah ich eine Bewohnerin, die gerade dabei war, einen Blumentopf als Toilette zu benutzen. Für einen kurzen Moment war ich erschrocken – solche Augenblicke sind nicht alltäglich, aber sie gehören eben manchmal dazu.
Ruhe bewahren – der wichtigste erste Schritt
Ich sprach sie ruhig an, nannte ihren Namen und erklärte sanft, dass ich ihr helfe. Hektik oder Schimpfen hätten die Situation nur verschlimmert. Menschen mit Demenz handeln nicht „absichtlich falsch“ – sie handeln aus einem momentanen inneren Bedürfnis heraus oder weil sie Objekte falsch einordnen.
Orientierung geben
Ich nahm ihre Hand und bot ihr an, zusammen zur Toilette zu gehen. Manchmal reicht schon ein einfaches:„Kommen Sie, wir gehen gemeinsam dorthin, wo es bequemer ist.“Sie ließ sich problemlos führen – ein Zeichen dafür, dass es nicht Widerstand war, sondern reiner Orientierungsverlust.
Würde und Sicherheit schützen
Nachdem sie versorgt war, kümmerte ich mich diskret um die Reinigung des Blumentopfes und des Bereichs. Wichtig war mir dabei, dass sie nicht das Gefühl bekam, „etwas falsch gemacht“ zu haben. Scham kann bei Menschen mit Demenz lange nachwirken, selbst wenn das Ereignis schnell vergessen ist.
Nachdenken über Ursachen
Im Nachhinein fragte ich mich – wie oft bei solchen Situationen – woran es lag:
War die Toilette zu weit weg oder schwer zu finden?
War der Harndrang plötzlich da und sie suchte einfach das nächstbeste Objekt?
Sah der Blumentopf vielleicht aus ihrer Sicht tatsächlich wie ein Toilettenstuhl aus?
Solche Gedanken helfen, die Umgebung anzupassen. Wir markierten später die Toilette deutlicher mit einem gut sichtbaren Schild und ließen die Tür offen. Kleine Veränderungen.
Was ich aus dieser Situation gelernt habe
Diese Episode hat mich noch einmal daran erinnert, wie wichtig es ist nicht zu bewerten, sondern zu verstehen. Ruhe auszustrahlen und würdevoll zu handeln.
Demenz verändert die Wahrnehmung – und wir als Pflegekräfte dürfen Brücke und Begleiter sein.


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