Wenn die Demenz laut wird...
- Luana
- vor 3 Tagen
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Aktualisiert: vor 12 Stunden
Heute war einer dieser Tage, die mir wieder zeigen, wie viel Stärke, Geduld und emotionale Präsenz die Pflege manchmal fordert. Ich wurde mit einem herausfordernden Verhalten konfrontiert, nicht aus Bosheit, nicht bewusst, sondern aus Angst, Verwirrung und dem Verlust der Orientierung. Trotzdem hat es mich erschüttert.

Es begann ganz harmlos. Ich wollte nur unterstützen. Doch plötzlich kippte die Stimmung – ein Funke Panik in den Augen, ein Moment, in dem die Person mich nicht als Helferin, sondern als Bedrohung wahrnahm. Worte wurden laut, Bewegungen hektisch, und dann spürte ich den plötzlichen Reflex. Nicht stark, aber genug, um mich innerlich zu treffen.
Ich habe mich geschützt, ruhig gesprochen, Abstand gewonnen – so, wie wir es gelernt haben. Aber das Herz schlägt danach schneller, die Gedanken rasen, und ein Teil von mir fühlt sich verletzt. Nicht körperlich, eher seelisch.
Was mich am meisten erschöpft, ist nicht die impulsive körperliche Reaktion selbst, sondern das „Warum“. Ich weiss, dass es die Demenz war, nicht der Mensch, den ich betreue. Aber die Grenze zwischen professioneller Distanz und persönlicher Betroffenheit verschwimmt in solchen Momenten.
Nach der Situation habe ich kurz innegehalten, tief geatmet. Mir selbst zu erlauben, kurz schwach zu sein, kurz erschöpft. Das ist wichtig. Ich habe später nochmals den Raum betreten, diesmal vorsichtig, mit sanften Worten. Und da war er wieder: der Blick, der mich nicht erkannte, aber auch nicht mehr bedrohte. Nur ein Mensch, der sich in seiner eigenen Welt verliert.
Am Ende des Tages bleibt dieses Gefühl von emotionalem Gewicht. Eine Mischung aus Mitgefühl und Müdigkeit. Aber auch Dankbarkeit dafür, dass ich weiss, wie ich in solchen Momenten handeln kann. Und dafür, dass ich mich trotz allem immer wieder für diesen Beruf entscheide – mit Herz, Stärke und Menschlichkeit.
Manchmal sind es genau diese herausfordernden Begegnungen, die mir zeigen, wie wichtig mein Weg ist. Auch wenn er nicht immer leicht ist.


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